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Warum du immer wieder ins gleiche emotionale Muster rutschst

31.07.25 | Coaching, Emotionen, Psychologie | 0 comments

Warum du trotz Selbstreflexion in alten Mustern festhängst

Es ist frustrierend, du hast dich intensiv mit dir beschäftig, bist reflektiert, wach, informiert. Du hast Bücher gelesen, Coachings gemacht, Erkenntnisse gesammelt und trotzdem merkst du: Bestimmte emotionale Muster kommen immer wieder. Dynamiken die weh tun, Beziehungen die anders beginnen, aber gleich enden, obwohl du eigentlich längst weisst, was dir gut tun würde.

Du sehnst dich nach Nähe, ziehst dich zurück wenn es ernst wird, oder du klammerst an etwas, das unerreichbar ist, weil du Menschen hinterher läufst, die sich nicht wirklich auf dich einlassen. Du erkennst das Spiel und trotzdem spielst du mit. Nicht weil du masochistisch oder unbewusst bist, sondern weil etwas in dir nicht abschliessen konnte.

Du fragst dich, warum du mit all deinem Wissen, es trotzdem nicht anders machst?

Emotionale Muster sind oft offene Schleifen im Nervensystem

Hier ist der Punkt: Viele dieser Muster sind keine Gewohnheiten, sondern Wiederholungen alter Erfahrungen, die im System offen geblieben sind. Es geht nicht um Willenskraft, es geht um offene Schleifen, die dein Nervensystem seit Jahren nicht schliessen konnte.

Warum das Gehirn keinen Abschluss findet

Wenn in frühen Bindungen, tiefe emotionale Verletzungen passiert sind, wird das nicht wie eine gewöhnliche Erinnerung gespeichert. Besonders dann, wenn zentrale Bedürfnisse wie Liebe, Sicherheit oder Zugehörigkeit nicht erfüllt wurden und die Erfahrung mit Verlassenwerden, Unklarheit oder einem Bruch verbunden war, erkennt das Gehirn solche Erfahrungen nicht als abgeschlossen. Es fehlt das innere “Ende”, das deinem Nervensystem signalisiert hätte: Du bist jetzt durch, du kannst loslassen.

Was dein System wirklich sucht

Stattdessen bleibt es offen, aktiv, wachsam. Genau darin liegt das Problem. Dein System versucht immer noch etwas zu bekommen, das damals gefehlt hat. Zuwendung, Schutz, Verbindung usw.

Was emotional nicht zu Ende geführt wurde, bleibt aktiv und wird innerlich wieder und wieder angesteuert, weil dein System immernoch auf die Möglichkeit einer korrigierenden Erfahrung hofft. Es sucht nicht das Drama, sondern die Heilung. Nur leider auf eine Weise, die dich in genau die Muster zurückführt, aus denen du eigentlich rauswillst.

Der Zeigarnik-Effekt hilft, das zu verstehen. Er besagt, dass das Gehirn unerledigte oder unterbrochene Dinge länger präsent hält als abgeschlossene. Was nicht fertig, oder nicht erfüllt wurde, bleibt ein offener Loop, ein Muster. In deinem Kopf ist es vielleicht längst logisch erklärt, aber dein Nervensystem, deine Erinnerung und emotionale Erlebnisse, setzen sich im Körper fest. Nicht als klare Erinnerung, sondern als Reaktionsmuster. Du erinnerst dich nicht bewusst, du wiederholst weil es keinen Abschluss gab. Ein Bedürfnis ohne Erfüllung, eine Geschichte ohne Ende.

Körpererinnerung statt bewusster Erinnerung

Unverarbeitete emotionale Erlebnisse verschwinden nicht einfach. Sie bleiben in Form von Körpererinnerungen, Spannungen, Reflexen. Du erinnerst dich nicht bewusst an die Geschichte, aber dein System reagiert so, als wäre sie noch im Raum. Du wiederholst nicht aus Logik, sondern du wiederholst aus Instinkt.

Wenn ein Bedürfnis lange Zeit ingnoriert, übergangen oder verletzt wurde, bleibt es präsent. Und wenn du nicht erkennst, wonach du in Wahrheit suchst, landest du immer wieder bei Menschen, Situationen oder Dynamiken, die das Ursprungsgefühl wachrufen. In der Hoffnung, dass es diesmal anders ausgeht, dass du endlich bekommst, was damals gefehlt hat.

Das ist keine bewusste Entscheidung, sondern ein innerlicher Sog. Eine alte Szene die sich neu inszeniert, mit anderen Gesichtern, aber der selben Struktur. Du willst das Ende neu schreiben, aber du spielst immer wieder mit dem gleichen Drehbuch. Solange sich die Bedingungen nicht verändern, bleibt das Ergebnis gleich.

Erkenntnis reicht nicht. Dein Nervensystem braucht Erfahrung

Echte Veränderung beginnt nicht im Kopf, sondern im Nervensystem. Erkenntnis kann ein Einstieg sein, aber sie reicht nicht aus. Denn der Teil in dir, der steuert, wie du reagierst, denkt nicht. Er fühlt, er reagiert auf Sicherheit, auf Präsenz, auf echte Erfahrung, nicht auf Analyse.

Deshalb sitzen viele reflektierte, kluge Menschen in alten Mustern fest. Nicht weil sie zu wenig verstanden hätten, sondern weil sie das falsche Werkzeug benutzen. Einsicht kann dir helfen zu erkennen was lost ist, aber was wirklich etwas verändert, ist eine neue, korrigierende Erfahrung, die deinem Nervensystem zeigt: Heute ist es sicher. Heute ist jemand da. Heute darfst du loslassen.

Du wählst nicht den Schmerz weil du willst, dass es wehtut, sondern du wählst ihn, weil dein System auf ein anderes Ende hofft.

Eine solche korrigierende Erfahrung kann im Aussen stattfinden, etwa durch eine Beziehung, die dich wirklich sieht und hält. Sie kann aber auch im Innen beginnen. Wenn du erkennst, welcher Teil von dir immer noch nach etwas sucht, das es nie bekommen hat, wenn du lernst, dir selbst das zu geben, was du damals gebraucht hättest. Nicht in Form von Selbstoptimierung oder positivem Denken, sondern durch echte Verbindung, Klarheit und emotionale Präsenz.

Was du dich jetzt fragen darfst

Was ist das unerfüllte Bedürfnis hier? Wo lege ich es immer wieder in die Hände anderer, die es nicht halten können? Wie kann ich es jetzt anders erfüllen, mit neuen Erfahrungen, mit sicheren Menschen und echten Grenzen?

Du musst niemanden ausgrenzen, aber Verantwortung übernehmen

Du musst nicht radikal Grenzen setzen oder Menschen aus deinem Leben streichen. Sondern es geht darum, ehrlich zu erkennen, wo du dein altes Bedürfnis immer wieder an Stellen trägst, die es nicht erfüllen können. Solange das Bedürfnis nicht erkannt wird, wiederholt sich das Muster. Sobald du hinschaust und verstehst, was dieser Teil in dir eigentlich braucht, entsteht Raum für etwas Neues. Es geht darum dir bewusst zu werden, wonach dein System sucht und dann die Bedingungen zu schaffen, unter denen dieses Bedürfnis endlich erfüllt werden kann.

Die Schleife schliesst sich, wenn dein System aufhören darf zu suchen

Erst wenn dein System spürt, dass es nicht mehr suchen muss, beginnt sich das Muster aufzulösen. Nicht durch Druck, nicht durch Kontrolle, sondern weil es nichts mehr festzuhalten gibt. Keine Hoffnung auf ein anderes Ende. Kein innerer Loop, der noch aktiv ist. Dein System merkt endlich: Das, was ich gebraucht hätte, ist jetzt da.

Was das Muster wirklich verändert, ist deinem System eine neue Erfahrung zu geben. Eine, die dem unvollendeten Teil von dir sagt: Du bist jetzt sicher, das Bedürfnis ist gesehen. Genau dann beginnt sich das Muster zu verändern. Nicht weil du es bekämpft hast, sondern weil es endlich nichts mehr zu suchen gibt.

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